Sonntag, 15. Dezember 2013

Akko, Channuka, Schneesturm

Die letzten Wochen ist mal wieder einiges passiert. Vor einer Woche war Chanukka (Lichterfest), welches acht Tage lang dauert und einigen vielleicht wegen des Chanukkaleuchters bekannt vorkommt. Auch im Kfar haben wir natürlich mit den Membern gefeiert. Mit einigen Volontären haben wir allen Membern einige Chanukkalieder vorgespielt. Einige von ihnen haben uns gesanglich unterstützt. Anschließend gab es noch eine Party für alle Anwesenden, was durchaus witzig war, wenn man den unbeschwerten Tanzstil einiger Member verfolgt hat. Mir wurde bei dieser Feier nochmal bewusst, wie eng die Beziehung der Mitglieder des Kfars (damit meine ich auch Worker, Küchenmitarbeiter, Sozialarbeiter etc) ist und wie alle miteinander gefeiert haben.
Einige Tage nach unserer Chanukka Feier sind wir mit dem Chor in ein Kibbuz gefahren (Name leider vergessen). Dieser ist ein sehr großer und einer der ältesten Kibbuze Israels (etwas mehr als 800 Mitglieder). Es war sehr interessant einen intakten Kibbuz zu sehen, in dem die Gemeinschaft sehr stark ist, die Häuser nicht abgetrennt sind und es viele öffentliche Plätze (Speiseraum, Sportplätze, Pools etc.) gibt. Dort haben wir vor ca. 300 Menschen gespielt und auch sehen können, wie in einem Kibbuz Chanukka gefeiert wird. Witziger weise gibt es traditionell zu Chanukka immer Berliner zum Essen. Keine Ahnung warum.

Nach über drei Monaten habe ich es dann auch mal endlich geschafft in die wunderschöne arabische mittelalterliche Hafenstadt Akko zu fahren, die etwa 20 km nördlich von Haifa liegt. Vor allem die Altstadt mit einem kleinen Markt und sehr schönen Moscheen ist bewundernswert. Die Stadtmauer reicht direkt ins Meer hinein, sodass man einen schönen Blick auf das Meer hat. Es hat schon fast epischen Charakter wenn man die Sonne untergehen sieht, die Moscheen bewundert und hört wie der Muezzin anfängt zu singen. Ein Trip nach Akko lohnt sich also nicht nur allein um sich neuen Shisha Tabak zu holen (der ist dort nämlich besonders gut).                                                                            Blick leider ohne Meer


Dieses Wochenende wollten einige Freiwillige und ich endlich mal wieder raus aus dem Norden und hatten Jerusalem inklusive Ramallah (Palästina) im Visier. Zwar wussten wir, dass es schneien sollte, aber wir haben uns eher darüber lustig gemacht, was die Israelis für eine Panik um ein bisschen Schnee machen. Das hat sich als ein sehr, sehr schwerwiegender Fehler herausgestellt, der böse bestraft wurde. Zuerst fuhren die Busse von Haifa nicht. Da hätten wir einfach umkehren sollen, was wir aber nicht getan haben. Als dann doch einer fuhr lief eigentlich alles glatt. Doch als wir nach fast 2 Stunden kurz vor dem 600 Meter hoch gelegenem Jerusalem waren, fiel plötzlich sehr viel Schnee, über den wir uns anfangs noch freuten. Doch dann gab es einen riesen Stau, weil alle Autos, die natürlich nur Sommerreifen hatten, die Ansteigung nicht mehr schafften. Selbst Polizei- und Krankenwagen kamen nicht voran, sodass wir erst mal festsaßen. Wir haben dann fast 9 Stunden (!!) im Bus gewartet, ehe wir näher an der Stadt dran waren aber wegen einem anderen querstehenden Bus nicht weiter kamen. Wir entschieden uns dann zu laufen ( Ich war so intelligent nur eine Regenjacke mitzunehmen), weil wir nichts zu trinken und essen hatten. Uns wurde gesagt, dass im Busbahnhof eine Art Auffanglager für gestrandete Reisende aufgemacht wurde, also versuchten wir nicht wissend wo genau wir sind morgens um 7 Uhr durch den mittlerweile 40-50  Zentimeter hohen Schnee und gegen Wind irgendwie dort hin zu kommen. Leider konnten wir uns nur sehr schlecht orientieren und kein Geschäft war auf. Nur sehr vereinzelt huschten Leute über die Straßen. Das ganze kam mir vor wie in einem schlechten Katastrophenfilm. Zum Glück fanden wir schlussendlich dann eine Bäckerei. Der Bäcker gab uns freundlicherweise Brot und sagte wir wären gerade an einem Hotel vorbei gelaufen. Dort haben wir dann auch übernachtet, auch wenn es eigentlich zu teuer war, aber das war dann allen relativ egal.
Das ganze Wochenende haben wir nicht viel gemacht, da man fast nirgendwo hin konnte. Die Straßen waren nämlich nicht geräumt (Israel verfügt nämlich nur über sagenhafte 10 Räumfahrzeuge).
Wir dachten erst wir stecken länger fest und könnten erst einmal nicht zurück nach Kiryat Tiv'on, doch zum Glück gab es Sonderzüge, die unvorsichtige Touristen wie mich wieder zurück nach Haifa brachten. Wir waren sehr froh und ziemlich verfrohren als wir einen Zug erwischt hatten.

Später stellte sich heraus, dass das der schlimmste Sturm über Jerusalem seit 20 Jahren war und alle sehr unvorbereitet darauf waren. Wir hätten allerdings einfach nur genauer den Wetterbericht verfolgen müssen, dann hätten wir uns das erspart, wobei es ein sehr einprägendes Abenteuer war und nicht jeder sagen kann einen Schneesturm in Israel erlebt zu haben. Ich werde auf jeden fall nicht mehr naiv sein und denken in Israel wäre es immer warm. (aber dauert nicht mehr lange, dann ist es wieder angenehmer)

Für mich ist das aber erst mal genug mit Schnee dieses Jahr und bin froh wieder im vergleichsweise warmen Tiv'on zu sein.

schon mal Frohe Weihnachten und bis denne.



Jerusalemer Stadtmauer





                                                                                                

Sonntag, 17. November 2013

Dies Das !

Hey hey
ich melde mich nochmal nach kurzer Schreibblockade oder mangelende Motivation zu schreiben. Man kann es nennen wie man will. Jedenfalls ist in der Zwischenzeit einiges passiert.

Malin, Theresia und ich waren in Nachsholim auf einem Seminar über die israelische Gesellschaft, Kultur etc. , was sehr interessant war. Wir haben mit einigen Menschen unterschiedlichen Glaubens und politischer Einstellung über ihre Sicht auf Israel geredet und ich kann versichern sie sind sehr unterschiedlich. Auf jeden Fall war es sehr interessant, weil man nun die verschiedenen Parteien unter anderem orthodoxe, nicht orthodoxe Juden und Araber besser verstehen kann und sich in sie hineinversetzen kann und nicht sagen kann wer recht und Unrecht hat, wenn es um die berüchtigte Frage geht: Wem gehört das heilige Land?

Die Arbeit in Kfar Tikva läuft soweit ganz gut. Es wird immer alltäglicher und ich kann mich recht gut mit den Membern verständigen, was vor allem am Sprachunterricht liegt, den alle Freiwilligen zweimal die Woche haben. Dort lernen wir erst mal das lesen, denn für alle die es nicht wissen, das ist das schwierigste. Nicht das es nur ein komplett anderes Alphabet gibt, es besteht auch größtenteils nur aus Konsonanten. Das macht das lesen sehr schwierig. Ein Beispiel: Wenn Shalom geschrieben steht, dann könnte dort theoretisch auch salom, silom, salum oder silom stehen.Wenn man das Wort also nicht kennt, ist es sehr schwer (für mich unmöglich) es zu lesen, aber es wird schon gehen.

Mit einigen basketballbegeisterten Membern sind wir vorletzte Woche als großes Event in die Basketballhalle von Maccabi Haifa gefahren und haben dort mit das Spiel gegen Eilat gesehen, welches Maccabi natürlich gewonnen hat ;). Eigentlich ist Basketball, der hier Volkssport ist, nicht so mein Sport, aber es macht echt Spaß zu zugucken. Manchmal fast interessanter als Fußball. Aber natürlich nur manchmal. Auch die Member waren begeistert, haben mitgefeiert und Bilder mit den Spielern machen können.

Heute war ich dann noch mit Mimi und Miriam in Haifa. Dort wollten wir eigentlich in die für Haifa berühmten Bahai Gärten . Die waren allerdings schon größtenteils geschlossen, sodass wir nur im unteren Bereich sein konnten, aber ich werds schon noch schaffen ich habe ja noch was Zeit.
Den restlichen Tag waren wir noch auf dem Karmel Berg von dem man eine coole Aussicht hat.



Ab morgen wird wieder gearbeitet. Ich hoffe ich lass nächstes Mal nicht so lange auf mich warten bis dann.

Shalom...oder Silom ach was auch immer

Roman

                                                                          Karmel




Samstag, 26. Oktober 2013

Ein Tag in Kfar Tikva

Der Tag beginnt meistens um 7 Uhr und einem verschlafenem Gang von meiner Wohnung in Richtung in Richtung Transitstation, von wo uns ein Kleinbus aus dem Ort (Kiryat Tiv'on) ins nahe gelegene Kfar Tikva bringt. Wenn man den Weg hoch in Richtung des Dorfes fährt, sieht man wie die Sonne im nebligen Tal langsam aufgeht. Mit all den grünen Flächen und Palmen erinnert mich das Dorf irgendwie an eine Ferienanlage.
Dort angekommen arbeiten Markus, Maite Rebekka und ich mit einigen Membern im Garten. Da wir anders als die anderen Workshops (Streichelzoo, Filz, Keramik etc.) nur selten einen Workshopleiter bei uns haben, können wir spontan und frei entscheiden, was wir mit den Membern unternehmen (z.B. mal improvisiertes Bowlen oder Pitas backen). Meistens halten wir allerdings die Anlage so gut es geht sauber und pflanzen neue Pflanzen ein.
Um 11.30 Uhr sind wir dann fertig und gehen essen. Die israelische Kantine steht der deutschen in nichts nach und kann nicht unbedingt als besonders lecker bezeichnet werden, aber besser als nichts.

Ab 12 Uhr beginnt dann das Nachmittagsprogramm, welches jeden Tag individuell ist. Manchmal Sprachunterricht, dann gehe ich zu meinen personal Members und lass mich in Rekordzeit im Schach abziehen (das schnellste war bisher 15 Minuten). Dazu muss gesagt werden, dass derjenige (Gerschon) früher ein Buch übers Schachspielen geschrieben hat und daher nicht ganz ungeübt ist. Wenn ich dann mal wieder verliere sagt er mir, dass er mir mal zeigen wird wie es richtig geht, wodurch ich endgültig weiß, kein ebenbürtiger Gegner zu sein.
Ansonsten gibt es noch andere Aktivitäten, wie Cafe, Sport AGs oder Fahrten zu einem Falafel Imbiss, die sehr beliebt sind. Die Member sind also immer sehr aktiv und freuen sich über fast jede Aktivität.

So zwischen zwei und fünf Uhr (immer unterschiedlich) ist dann meistens Schluss und der Transitbus nimmt uns wieder mit nach Kiryat Tiv'on.

Einen typischen Tag in meinem Projekt zu beschreiben ist also gar nicht so einfach. Manche Tage sind super andere chaotisch. Man hat immer andere Aufgaben, die einen auch manchmal verzweifeln lassen ( wenn man allein mit Membern zur Routine ins Krankenhaus muss und nichts auf englisch ausgeschildert ist geschweige denn jemand englisch spricht). In jedem Fall wird es nicht langweilig und daher bin ich froh hier zu sein.




Montag, 14. Oktober 2013

In D Negev

Es ist schon länger her, dass ich das letzte mal etwas über Israel geschrieben habe. Schuld daran ist der Shabbat-Service, den jeder Freiwilliger ca. alle 6 Wochen machen muss. Somit fiel das Wochenende flach und ich war jeden Tag im Kfar. Dort arbeite ich ab jetzt jeden Vormittag mit 10 Membern und den drei Volontären Rebekka, Maite und Markus im Garten. Ich bin froh in diesen Workshop gekommen zu sein, weil die dort arbeitenden Member sehr interessant sind und auch durchaus bereit sind zu arbeiten, sodass man sie nicht ständig motivieren muss. Außerdem wurden mir letzte Woche zwei Member zugeteilt, die ich nachmittags persönlich betreue. Beide sind sehr intelligent haben allerdings Depressionen. Die Socialworker haben mir empfohlen mit ihnen zum Beispiel Schach zu spielen, auch wenn das eher für mich deprimierend werden könnte, da sie bisher so gut wie alle Vorgänger geschlagen haben. Aber ein bisschen Herausforderung ist nicht schlecht.

Blick vom Kfar ins Tal






Dieses Wochenende hatten Malin, Theresia, Rebekka und ich uns dann vorgenommen weg zu gehen und sind in die Negev Wüste zum ''In D Negev'' Festival gefahren. Wo genau das war weiß ich gar nicht , weil wir spät abends mit dem Bus ankamen, doch es muss in der Nähe von Be'er sheva gewesen sein. Dort blieben wir von Donnerstag Abend bis Samstag Nachmittag. Musikalisch hatte das Festival für die ca. 5000 Menschen einiges unterschiedliches zu bieten. Am Freitag kamen dann noch eine israelische Freiwillige und ihre Freundin Noa dazu.
Die Stimmung auf dem Wüstengelände war ganz anders als man es von Festivals kennt. Alle sehr entspannt und auch viele Künstler.
 
Nach drei Tagen und etlichen Musikrichtungen, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass es sie gibt, sind Theresia, Rebekka zurück Richtung Haifa, während Noa Malin und mich zu sich nach Arad einlud, da wir einen weiteren Tag dort bleiben konnten (Wir hatten Arbeitstage getauscht). Arad ist eine relativ kleine Stadt etwa 30 Kilometer westlich vom toten Meer. Der Weg dorthin war durchaus beschwerlich und hat lange gedauert, weil wir mit vollen Rucksäcken getrampt sind.
Samstag abends in Arad angekommen haben wir in einem typischen schwarzwälderischen Haus am Rand der Wüste gewohnt (ich weiß hört sich unlogisch an). Später wurde klar, dass es eigentlich einer Deutschen gehörte, die wohl etwas Heimat nach Israel bringen wollte. Die Mitbewohner von Noa haben uns sehr herzlich begrüßt und mit Essen versorgt. Die meisten spielen in einer Band und es war sehr beeindruckend zu sehen wie sie für ihre Musik leben.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich alle zusammen zum toten Meer, waren dann aber zu müde um früh aufzustehen. Die Alternative, die sich auch sehr gelohnt war ein sehr schöner Aussichtspunkt, den sie uns zeigten, von dem man bis zu den Bergen in Jordanien sehen kann. Als wir uns dann nachmittags verabschiedeten sagten sie uns wir sollen bald wieder kommen und ich bin sicher das werden wir, denn irgendwie hat es was. Das Schwarzwaldhaus am Rand der Wüste.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Alles Zufall

Die Grenzpolizistin guckt mich durch das Fenster des Autos an als hätte ich sie nicht mehr alle. Wir (5 Volontäre) und ich sind an der Grenze zur Westbank und ich habe ein Problem. Ich habe keinen Pass. Auf Jeden fall nicht dabei und meine Kopie scheint mir nicht zu helfen. Das Auto, in dem wir sitzen gehört einem älteren Mann, der ebenfalls in die Westbank will und uns freundlicher Weise mit genommen hat. Doch jetzt guckt auch er mich mit einem Blick an der mir sagen soll ''Was machst du eigentlich?'' Weil er keine englisch versteht denkt er vielleicht ich hätte irgendwelche Drogen dabei oder werde von der Polizei gesucht. Er ist schließlich sichtlich erleichtert als ich genervt aussteige und mit Malin (auch keinen Pass dabei) irgendwo mitten im Niemandsland stehe und wir nicht wissen was wir machen sollen.

Dass wir den Pass nicht bei uns hatten, war dieses Mal nicht eigene Blödheit sondern eher ein blöder Zufall. Der Pass war zu der Zeit in Haifa, da unser Projektleiter die Jahresvisa beantragte. Uns sagte er wir könnten problemlos mit der Kopie rüber, was auch meistens klappt. Naja vielleicht war die Polizistin einfach schlecht drauf.

Malin und ich sind dann ein Stück zurück gefahren und haben einfach mal einen Bus nach Nazareth genommen, weil es noch recht früh war und wir irgendwas unternehmen wollten Ohne zu wissen wo wir hin müssen und nach langem herumfragen, haben wir uns dann in irgendein Hostel verlaufen, obwohl wir zuerst eigentlich in ein anderes wollten. Zufällig war dieses jedoch billiger und sah sehr einladend.
Am nächsten morgen haben wir auf das Drängen des Hostelbesitzers, der uns die ganze Zeit mit Obst und Tee versorgt hat, eine Stadterkundung der speziellen Art gemacht. Der englische Journalist Jonathan Cook, der seit 12 Jahren in Israel lebt, hat uns am Beispiel Nazareths einiges zum Konflikt zwischen Juden und Arabern erklärt. Nazareth ist nämlich anders als man vielleicht denkt komplett arabisch(muslimische und christliche). Ein Beispiel ist, dass die Tourismusbranche in Nazareth so klein wie möglich gehalten wurde und Touristen nur mit Bussen anreisen sollten und in anderen Städten schlafen sollten. In dieser Hinsicht findet gerade ein Wandel statt und so waren wir ein Wochenende zufällig in einer Stadt, die nicht so von Touristen überrannt ist und wo die Einwohner sehr bemüht um diejenigen sind, die sie besuchen.
Dafür dass unser 3 Tage Trip (Ja wir hatten schon wieder Feiertag: Sukkot) etwas stockend begann, hat sich doch alles gut ergeben und wir haben viel erlebt in Nazareth. In Israel, so habe ich das Gefühl, kommt es halt immer anders als geplant und daher lohnt es sich meistens gar nicht genau zu planen. Der Zufall entscheidet oftmals ;)






Blick aus dem Hostel

Montag, 23. September 2013

Die heilige Stadt

Jerusalem, die heilige Stadt. Naja irgendwie hab ich es mir ganz anders vorgestellt. Viel friedlicher, ruhiger und vielleicht sogar besinnlich, auch wenn das wahrscheinlich eher naiv von mir war. Die Stadt hat auf mich nämlich einen komplett gegenteiligen Eindruck gemacht, was nicht unbedingt negativ zu verstehen ist. Aber eins nach dem anderen.

Wie bisher jede Woche fiel wieder ein Feiertag (Sukkot, zu dt. Laubhüttenfest) vor das Wochenende, sodass wir mit insgesamt sieben Freiwilligen nach Jerusalem fuhren, uns dort aber aufteilten und ich mit Markus, Maite und Jeremias unterwegs war und wir uns ein Hostel suchten. Die Altstadt, in der wir abends ein Hostel fanden ist derart mit kleinen Gassen verwinkelt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie sich man es schafft sich nicht zu verlaufen. Am Tag wird das nicht einfacher wenn sich riesige Menschenmassen an den vielen Ständen tummeln und jeder Verkäufer wirklich alles versucht einen von seinen Produkten zu überzeugen und einem immer die gleichen Wörter an den Kopf wirft ``You Germany?...Ah Oktoberfest, Autobahn.....´´. Bisher hab ich noch nicht so ganz begriffen, wie diese arabische Verkaufsstrategie zum Kaufen animieren
soll.

Direkt aufgefallen ist mir, dass die Stadt sehr umkämpft ist. In religiöser Hinsicht. Die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und der Islam konzentrieren sich sehr stark auf die Altstadt. Manchmal hatte ich eher das Gefühl einige Leute sind nicht mehr religiös sondern fanatisch. In der Grabeskirche zum Beispiel, in der Jesus begraben liegen soll, gibt es einen Stein über den Jesus gelaufen sein soll. Ich denke aber das ist eher symbolisch gemeint. Wir haben allerdings Leute gesehen, die davor zusammengebrochen sind und ihr Kleidung daran ''rein gewaschen'' haben. Auch an der Klagemauer hat sich ähnliches abgespielt. Als uns das dann zu viel war, sind wir auf den Ölberg gegangen und haben uns die von einem anderen Standpunkt betrachten, von dem
sie so ruhig wirkt.   

Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts wollten wir ursprünglich ans tote Meer, was wir im Nachhinein zum Glück nicht gemacht haben, denn wir haben was viel besseres Erlebt. Wir sind nach Jenin gefahren, das im Westjordanland liegt. Dort ist es überhaupt nicht touristisch und wir wurden daher eher angestarrt. Nach einem kurzen Aufenthalt sind wir dann Richtung totes Meer gewandert. Doch auf dem Weg dorthin trafen wir auf Beduinen (arabische Nomaden), die uns zu sich einluden auch wenn wir uns kaum verständigen konnten. Angekommen in dem sehr kleinen schlichten Dorf ohne Elektronik, wurden wir noch mehr angestarrt, was aber irgendwie witzig war, da wir die Attraktion des Abends waren. Obwohl wir Essen abgelehnt hatten kam eine Frau kurz darauf mit etwas an, was wie eine Tischdecke aussah. Es stellte sich aber als sehr dünnes Fladenbrot heraus und hat super geschmeckt. Dazu gab es Tee.  
Einige Mitglieder der Großfamilie brachten uns anschließend nach Jenin.

 
Von dort sind wir nach Bethlehem gefahren um noch über den Checkpoint der Grenze zu kommen. Die Mauer dort ist geschätzte 5-7 Meter hoch und macht schon sehr nachdenklich. An der Mauer befanden sich einige Graffitis, mit den Meinungen von Künstlern, die einen so schnell nicht
los lassen.
Auch wenn der Gang durch den Checkpoint 300
in Bethlehem mit seinen Kritiken an der
israelischen Politik einen bitteren
Nachgeschmack hinterlassen hat, war es ein sehr schöner und
gelungener Trip voller unterschiedlicher
Eindrücke.


            

Sonntag, 15. September 2013

Tagbha

Es hat mindestens 30 Grad und ist eigentlich viel zu eng um mit einem Einkaufswagen an die Kasse zu kommen. Doch Theres, eine Volontärin  und ich schaffen es doch irgendwie uns durch zu zwängen. Dort angekommen schaut die Kassiererin uns verwundert an. Uns wird schnell klar, dass es in Israel für Verwirrung sorgt viel Bier zu kaufen. Als die Kassiererin allerdings merkt, dass wir Deutsche sind, scheint ihr alles klar geworden zu sein und das Klischee der typischen Deutschen hat sich für sie bestätigt. Was sie nicht weiß ist, dass wir für eine größere Volontärsgruppe eingekauft haben, die über Jom Kippur knapp 3 Tage in Tagbha am See Genezareth verbringt, von wo ich diesen Eintrag schreibe.
Jom Kippur ist für die Juden der Tag der Versöhnung und wird zehn Tage nach Neujahr (Rosh ha-Shana) gefeiert. An diesem Tag geht in Israel gar nichts. Ein Beispiel ist, dass keine Autos fahren dürfen. Doch zu diesem Zeitpunkt waren wir schon in Tagbha und hatten deswegen keine Probleme

Angefangen hat die Woche Allerdings wie gewohnt mit der Arbeit im Projekt. Man gewöhnt sich schnell an den Tagesablauf im Kfar, auch wenn man noch in verschiedene Workshops geht um sich schließlich auf einen festzulegen. Bisher war ich im Garten und der Pinat Chai (Streichelzoo).
Nur die Kommunikation mit den Membern ist nach wie vor schwierig. Es sprechen zwar einige deutsch oder englisch, doch mit denjenigen die es nicht können ist es schwierig zu reden. Das liegt vor allem daran, dass mein hebräischer Wortschatz unglaubliche 15 Wörter umfasst. Wenn mich Member also etwas fragen und ich sie nicht verstehe bleibt mir oft nichts anderes übrig, als mit ''ja'' zu antworten. Das geht dann so lange, bis sie mich verwundert angucken und ich mich mit einem ''nein'' verbessere. In der Hinsicht hab ich auf jeden fall noch was zu tun.

Am Mittwoch waren wir dann zusammen mit einigen Membern bowlen, was echt spaß gemacht hat, auch wenn ich bei jedem Wurf eines Members angst hatte, die Bahn könne jeden Moment auseinander fliegen. Generell kann man sagen, dass den Membern sehr viel Freizeitprogramm angeboten wird.

An dieser Stelle muss ich dann auch leider aufhören, denn wir wollen noch grillen und noch etwas trinken. Was für Getränke das sind, könnt ihr euch jetzt wahrscheinlich denken ;)

Grüße aus Tagbha

Samstag, 7. September 2013

Die erste Woche in Israel

Hallo an Alle,
Ich habe mich entschlossen doch einen Blog zu schreiben, weil es entspannter ist sich so mitzuteilen. Ich muss jetzt direkt mal die erste Woche zusammenfassen und halte mich kurz damit ich nicht zu viel schreibe.
Seit dem 28. August bin ich in Israel um in Kfar Tikva (hebr. Dorf der Hoffnung) meinen FFD (freiwilligen Friedensdienst) zu leisten. Dort arbeite ich mit Menschen mit Behinderungen zusammen. Das Kfar liegt auf einem Hügel nahe Kiryat Tivon. Mit dem Bus braucht man von dort etwa 20 Minuten zur Hafenstadt Haifa.

Da ich noch nie in Israel war und ich mich bei meiner Entsendeorganisation (evangelische Kirche im Rheinland) nicht explizit auf diese Stelle beworben habe, war ich durchaus aufgeregt, was mich in diesem kleinen Land so alles erwarten würde. Die Ekir hat Malin, eine Mitvolontärin und mich gemeinsam zum Kfar Tikva entsendet. Am Flughafen wurden wir von einer Freiwilligen abgeholt, die schon etwas länger im Projekt arbeitet. Während wir zu der WG fuhren habe ich dann die erste Falafel meines Lebens gegessen (!!) . Ich wohne mit drei anderen Jungs zusammen in Kiryat Tivon.

Die Hitze hat mich erst mal so fertig gemacht, dass ich sehr früh schlafen gegangen bin. Am nächsten Tag wurde uns dann direkt das Projekt vorgestellt und wir hatten den ersten Kontakt mit den Members (Die Bewohner des Dorfs werden hier so genannt). Diese waren direkt sehr interessiert und einigen können sogar englisch und teilweise deutsch sprechen. Mit allen Anderen, die nur hebräisch sprechen, kann man sich zwar schwerer verständigen aber mit ein bisschen Geduld geht es und außerdem helfen sie einem hebräisch Stück für Stück zu lernen, auch wenn es nicht so einfach ist.

Wir sind hier zwölf Volontäre aus ganz Deutschland und acht aus Israel, die allerdings im Projekt wohnen. Bei unserer Ankunft waren wir noch nicht ganz komplett. Mit den anwesenden Freiwilligen haben wir dann schon am zweiten Tag einen Ausflug ans Meer gemacht und dort auch übernachtet.

Getoppt wurde das noch von einem Ausflug in die Golan Höhen, wo wir eine Wanderung teilweise durch den Jordan unternahmen.





Am Ende der Wanderung konnten wir noch schwimmen, was bei der Hitze wirklich gut getan hat. Zurück nach Kiryat Tivon sind wir getrampt, was ich so noch nie gemacht habe, hier in Israel aber ganz normal ist. Über einige Umwege haben es dann auch alle wieder zurück geschafft.

Am  Montag haben wir im Kfar dann vorzeitig Rosh ha-Schana gefeiert. Das ist das jüdische Neujahr welches zufälliger Weise genau auf meinen Geburtstag fiel und ich somit am ersten Tag des Jahres 5774 (jüd. Kalender) Geburtstag hatte. Tradition zu Rosh ha- Schana ist es, ein Stück Apfel in Honig zu tauchen und zu essen, um ein süßes, neues Jahr zu haben. Den Geburtstag verbrachte ich mit einigen Volontären aus dem Kfar und den restlichen Ekir-Freiwilligen in Tel-Aviv am Strand. Übernachtet haben wir in der WG von Jule und Judith (zwei Ekir Freiwillige) die ihr Projekt im Großraum Tel-Aviv haben.

Seit heute arbeite ich wieder und mich möglichst gut ins Kfar einzuleben, was mir bisher echt leicht gemacht wird, da Member wie Freiwillige sehr freundlich sind. Die nächsten Tage werde ich mit den Membern im Garten und der Pinat Chai (Pflegen von Tieren) arbeiten und bestimmt vieles neues zu berichten haben.

Ich versuche mich mindestens einmal die Woche zu melden, kann aber nichts versprechen ;)

Shalom

euer Roman