Dritter Rundbrief von Roman Lay
Mai 2014
Reise Reise
Es ist bereits Mai und schon in drei Monaten werde
ich wieder nach Deutschland zurückkehren. Seit Februar ist wieder
einiges passiert und da es für diesen Rundbrief keine Vorgaben im
thematischen Bereich gab, schreibe ich dieses Mal über die
Ereignisse, seit Februar und meiner Reise nach Jordanien, die ich
letzten Monat gemacht habe.
In den letzten Monaten gab es wieder einige
Feiertage. Zuerst Purim, was mit dem rheinischen Karneval
vergleichbar ist, auch wenn es für die meisten nicht so wichtig ist,
wie für die Rheinländer. Kurz darauf folgte Passah, welches an den
Auszug aus Ägypten erinnert. In dieser Zeit gibt es eine Woche keine
Lebensmittel, die Hefe enthalten, zu kaufen. Diese Lebensmittel
werden dann alle abgedeckt, sodass der Supermarkt recht leer wirkte
Der Grund dafür ist, dass das befreite Volk vierzig Jahre durch die
Wüste irrte, ehe es im heiligen Land ankam. Während dieser Zeit
mussten sie Brote etc. ohne Hefe backen. Es ist zwar nicht verboten
für Supermärkte sich an die Regelung zu halten, allerdings dürfen
sie sich dann nicht mehr als kosher bezeichnen, was schlecht für das
Geschäft wäre. Also halten sich lediglich die arabischen
Supermärkte nicht. Und da es für religiöse Juden auch verboten ist
im Besitz von Hefeprodukten zu sein und Israel ein jüdischer Staat
ist, werden sämtliche Brotvorräte etc. im Wert von Milliarden
Schekel an einen bestimmten Araber übertragen, der sie nach der
Woche wieder an den Staat überträgt . Dieser Mann, der das nun
schon seit mehreren Jahren macht, ist für eine Woche also einer der
reichsten Menschen Israels.
Zum Ende des Festes, gibt es ein großes Festessen,
welches im großen Kreis gefeiert wird. Ich wurde mit einigen anderen
Freiwilligen von meiner Workshop Leiterin eingeladen. Es ist in etwa
vergleichbar mit dem Weihnachtsessen und war dementsprechend ein
Highlight, weil es zu den wenigen Anlässen gehört, bei denen das
Essen wirklich sehr gut ist.
Letztens dann fand der Jom haShoah statt, welcher an
die Opfer des Holocausts und an die Ghetto-Widerstandskämpfer
erinnert. An diesem Tag erklingen landesweit zur selben Zeit Sirenen
und alle Menschen bleiben für eine Minute stehen und gedenken der
Opfer. Es ist dann durchaus komisch, denn in der Holocaust
Gedenkstätte YadvaShem sind alle Berichte etc. auf Deutsch und auch
ein Stück der abgebrannten Aachener Synagoge ist zu sehen. Doch
anders als gedacht sind die Leute sehr froh darüber, dass die
deutschen Freiwilligen da sind und mit ihnen gedenken. Generell sind
die Nationalfeiertage etwas anders als in Deutschland, denn sie
werden sehr viel intensiver und gemeinschaftlicher gefeiert.
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türkisches Bad in Amman |
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King Abdallah Moschee |
Doch auch neben den Feiertagen ist einiges passiert.
Ende April bin ich mit Tobi, einem Mitfreiwilligen nach Jordanien für
eine Woche in den Urlaub gefahren. Jordanien ist momentan mit Ägypten
das einzige Nachbarland mit offenen Grenzen zu Israel. Allerdings
wird es einem durch diverse Visa und Rückreisevisa, die alle viel
kosten, nicht gerade schmackhaft gemacht über die Grenze zu fahren.
Von Nazareth aus gibt es einen Bus nach Amman, die Hauptstadt
Jordaniens. Am Grenzübergang standen wir allerdings circa zwei
Stunden und unsere Pässe wurden insgesamt sieben Mal kontrolliert,
wodurch später eine Runde entspannen im türkischen Bad nötig
wurde. Das Ganze wirkt dann etwas übertrieben, wenn man vorher den
deutsch-niederländischen Grenzübergang gewohnt war.
In Amman angekommen
konnten wir uns erst mal über die billigen Preise freuen.
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Amman |
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Petra |
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Petra |
Die
halbstündige Fahrt zum Hostel kostete fünf Euro und eine Falafel
nur 20 Cent. Amman selber ist eine typische eng bebaute, arabische
Stadt. In etwa so wie man sich typischer Weise eine nahöstliche
quirlige Stadt vorstellt. Nach zwei Tagen Amman mit Besichtigung der
King Abdullah Moschee ging es weiter nach Petra, die Felsschlucht
Stadt der Nabatäer, welche eines der sieben Weltwunder der Moderne
ist. Zum Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss ich sagen,
dass ich nie ganz sicher war ob es einen Bus gibt und wann er kommen
könnte. Schlussendlich hatten wir aber immer noch Glück und so
kamen wir auch in Petra an, bzw. in dem Ort neben an, welcher nur
durch den Andrang von Touristen entstanden ist. Leider kostet es
mittlerweile 50 Euro Eintritt. Es lohnt sich zwar immer noch, aber
man kommt sich etwas dumm vor weil bis vor 2/3 Jahren alles umsonst
war. Wir sind dann zwei Tage dort geblieben was sich definitiv lohnt,
da die Schluchten endlos lang sind und für einen Tag viel zu viel.
Man kennt einige Gebäude vielleicht schon von Bildern oder aus
Filmen (z.B. Indiana Jones), aber durch die engen Schluchten zu
laufen und dann diesen riesigen Schatztempel zu sehen ist nochmal was
ganz anderes und wirklich beeindruckend.
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Wadi Rum |
Kurz vor Ende der Reise haben
wir noch eine Jeep Tour durch das Wadi Rum gemacht.Die Region ist
bekannt für seinen roten Wüstensand. Dazwischen sind riesige
Felsen, die hunderte Meter steil hinunter ragen, wodurch es aussieht
als wäre man in mitten eines roten Sees, der durch riesige Felsen
durchzogen wird. Im Nachhinein war ich froh eine Jeep- und keine
Kameltour gebucht zu haben, da es angenehmere Sachen gibt als 8
Stunden auf einem Kamel zu sitzen. Die Tor wurde von Beduinen
geleitet. Dies ist das traditionelle Nomadenvolk im nahen Osten.
Einige leben immer noch als Nomaden, die meisten sind allerdings
sesshaft geworden. Übernachtet haben wir dann auch in einem
Beduinencamp, was sich sehr touristisch anhört, aber ganz cool war.
Dort gab es traditionelles Essen und vieles mehr.
Am nächsten morgen ging es dann weiter nach Aqaba,
die einzige Küstenstadt Jordaniens am roten Meer. Dort war aber
alles so überfüllt, dass wir direkt rüber nach Eilat (Israel)
gegangen sind. Am Grenzübergang, an dem man ausnahmsweise zu Fuß
rüber konnte, gab es außer den üblichen Abzockgebühren eine
neutrale Zone zwischen dem jordanischen und israelischen Checkpoint.
Etwa hundert Meter musste man über eine leer Straße gehen. Das hat
mich dann irgendwie an einen Gefangenenaustausch aus einem schlechten
Film erinnert.
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Wadi Rum |
In Eilat angekommen war ich erst einmal überrascht.
Ich kam mir vor wie in einer ganz anderen Welt. Überall moderne
Läden, Bars etc. Auch die Menschen waren alle ganz anders gekleidet
(hatten viel weniger an).und viel mehr Frauen auf den Straßen. Es
war als wäre man von Jordanien direkt nach Mallorca gekommen. Da
ist mir dann erst bewusst geworden was für ein riesiger Unterschied
zwischen dem traditionellen, nahöstlichen Jordanien und dem sehr
amerikanischen Israel liegt.
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Wadi Rum |
Nach einer langen Fahrt in den Norden waren wir dann
endlich wieder zuhause. Mit einer Menge neuer Erfahrungen von einem
Land, dass klischeehafter den nahen Osten nicht hätte repräsentieren
können. Es war auf jeden Fall eine Reise wert nicht allein weil die
arabische Kultur nicht weniger interessant ist als die jüdische.
Also immer eine Reise wert ;)
Also bis zum nächsten Rundbrief
Lehitraot und salam aleikum
euer
Roman