Montag, 23. September 2013

Die heilige Stadt

Jerusalem, die heilige Stadt. Naja irgendwie hab ich es mir ganz anders vorgestellt. Viel friedlicher, ruhiger und vielleicht sogar besinnlich, auch wenn das wahrscheinlich eher naiv von mir war. Die Stadt hat auf mich nämlich einen komplett gegenteiligen Eindruck gemacht, was nicht unbedingt negativ zu verstehen ist. Aber eins nach dem anderen.

Wie bisher jede Woche fiel wieder ein Feiertag (Sukkot, zu dt. Laubhüttenfest) vor das Wochenende, sodass wir mit insgesamt sieben Freiwilligen nach Jerusalem fuhren, uns dort aber aufteilten und ich mit Markus, Maite und Jeremias unterwegs war und wir uns ein Hostel suchten. Die Altstadt, in der wir abends ein Hostel fanden ist derart mit kleinen Gassen verwinkelt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie sich man es schafft sich nicht zu verlaufen. Am Tag wird das nicht einfacher wenn sich riesige Menschenmassen an den vielen Ständen tummeln und jeder Verkäufer wirklich alles versucht einen von seinen Produkten zu überzeugen und einem immer die gleichen Wörter an den Kopf wirft ``You Germany?...Ah Oktoberfest, Autobahn.....´´. Bisher hab ich noch nicht so ganz begriffen, wie diese arabische Verkaufsstrategie zum Kaufen animieren
soll.

Direkt aufgefallen ist mir, dass die Stadt sehr umkämpft ist. In religiöser Hinsicht. Die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und der Islam konzentrieren sich sehr stark auf die Altstadt. Manchmal hatte ich eher das Gefühl einige Leute sind nicht mehr religiös sondern fanatisch. In der Grabeskirche zum Beispiel, in der Jesus begraben liegen soll, gibt es einen Stein über den Jesus gelaufen sein soll. Ich denke aber das ist eher symbolisch gemeint. Wir haben allerdings Leute gesehen, die davor zusammengebrochen sind und ihr Kleidung daran ''rein gewaschen'' haben. Auch an der Klagemauer hat sich ähnliches abgespielt. Als uns das dann zu viel war, sind wir auf den Ölberg gegangen und haben uns die von einem anderen Standpunkt betrachten, von dem
sie so ruhig wirkt.   

Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts wollten wir ursprünglich ans tote Meer, was wir im Nachhinein zum Glück nicht gemacht haben, denn wir haben was viel besseres Erlebt. Wir sind nach Jenin gefahren, das im Westjordanland liegt. Dort ist es überhaupt nicht touristisch und wir wurden daher eher angestarrt. Nach einem kurzen Aufenthalt sind wir dann Richtung totes Meer gewandert. Doch auf dem Weg dorthin trafen wir auf Beduinen (arabische Nomaden), die uns zu sich einluden auch wenn wir uns kaum verständigen konnten. Angekommen in dem sehr kleinen schlichten Dorf ohne Elektronik, wurden wir noch mehr angestarrt, was aber irgendwie witzig war, da wir die Attraktion des Abends waren. Obwohl wir Essen abgelehnt hatten kam eine Frau kurz darauf mit etwas an, was wie eine Tischdecke aussah. Es stellte sich aber als sehr dünnes Fladenbrot heraus und hat super geschmeckt. Dazu gab es Tee.  
Einige Mitglieder der Großfamilie brachten uns anschließend nach Jenin.

 
Von dort sind wir nach Bethlehem gefahren um noch über den Checkpoint der Grenze zu kommen. Die Mauer dort ist geschätzte 5-7 Meter hoch und macht schon sehr nachdenklich. An der Mauer befanden sich einige Graffitis, mit den Meinungen von Künstlern, die einen so schnell nicht
los lassen.
Auch wenn der Gang durch den Checkpoint 300
in Bethlehem mit seinen Kritiken an der
israelischen Politik einen bitteren
Nachgeschmack hinterlassen hat, war es ein sehr schöner und
gelungener Trip voller unterschiedlicher
Eindrücke.


            

Sonntag, 15. September 2013

Tagbha

Es hat mindestens 30 Grad und ist eigentlich viel zu eng um mit einem Einkaufswagen an die Kasse zu kommen. Doch Theres, eine Volontärin  und ich schaffen es doch irgendwie uns durch zu zwängen. Dort angekommen schaut die Kassiererin uns verwundert an. Uns wird schnell klar, dass es in Israel für Verwirrung sorgt viel Bier zu kaufen. Als die Kassiererin allerdings merkt, dass wir Deutsche sind, scheint ihr alles klar geworden zu sein und das Klischee der typischen Deutschen hat sich für sie bestätigt. Was sie nicht weiß ist, dass wir für eine größere Volontärsgruppe eingekauft haben, die über Jom Kippur knapp 3 Tage in Tagbha am See Genezareth verbringt, von wo ich diesen Eintrag schreibe.
Jom Kippur ist für die Juden der Tag der Versöhnung und wird zehn Tage nach Neujahr (Rosh ha-Shana) gefeiert. An diesem Tag geht in Israel gar nichts. Ein Beispiel ist, dass keine Autos fahren dürfen. Doch zu diesem Zeitpunkt waren wir schon in Tagbha und hatten deswegen keine Probleme

Angefangen hat die Woche Allerdings wie gewohnt mit der Arbeit im Projekt. Man gewöhnt sich schnell an den Tagesablauf im Kfar, auch wenn man noch in verschiedene Workshops geht um sich schließlich auf einen festzulegen. Bisher war ich im Garten und der Pinat Chai (Streichelzoo).
Nur die Kommunikation mit den Membern ist nach wie vor schwierig. Es sprechen zwar einige deutsch oder englisch, doch mit denjenigen die es nicht können ist es schwierig zu reden. Das liegt vor allem daran, dass mein hebräischer Wortschatz unglaubliche 15 Wörter umfasst. Wenn mich Member also etwas fragen und ich sie nicht verstehe bleibt mir oft nichts anderes übrig, als mit ''ja'' zu antworten. Das geht dann so lange, bis sie mich verwundert angucken und ich mich mit einem ''nein'' verbessere. In der Hinsicht hab ich auf jeden fall noch was zu tun.

Am Mittwoch waren wir dann zusammen mit einigen Membern bowlen, was echt spaß gemacht hat, auch wenn ich bei jedem Wurf eines Members angst hatte, die Bahn könne jeden Moment auseinander fliegen. Generell kann man sagen, dass den Membern sehr viel Freizeitprogramm angeboten wird.

An dieser Stelle muss ich dann auch leider aufhören, denn wir wollen noch grillen und noch etwas trinken. Was für Getränke das sind, könnt ihr euch jetzt wahrscheinlich denken ;)

Grüße aus Tagbha

Samstag, 7. September 2013

Die erste Woche in Israel

Hallo an Alle,
Ich habe mich entschlossen doch einen Blog zu schreiben, weil es entspannter ist sich so mitzuteilen. Ich muss jetzt direkt mal die erste Woche zusammenfassen und halte mich kurz damit ich nicht zu viel schreibe.
Seit dem 28. August bin ich in Israel um in Kfar Tikva (hebr. Dorf der Hoffnung) meinen FFD (freiwilligen Friedensdienst) zu leisten. Dort arbeite ich mit Menschen mit Behinderungen zusammen. Das Kfar liegt auf einem Hügel nahe Kiryat Tivon. Mit dem Bus braucht man von dort etwa 20 Minuten zur Hafenstadt Haifa.

Da ich noch nie in Israel war und ich mich bei meiner Entsendeorganisation (evangelische Kirche im Rheinland) nicht explizit auf diese Stelle beworben habe, war ich durchaus aufgeregt, was mich in diesem kleinen Land so alles erwarten würde. Die Ekir hat Malin, eine Mitvolontärin und mich gemeinsam zum Kfar Tikva entsendet. Am Flughafen wurden wir von einer Freiwilligen abgeholt, die schon etwas länger im Projekt arbeitet. Während wir zu der WG fuhren habe ich dann die erste Falafel meines Lebens gegessen (!!) . Ich wohne mit drei anderen Jungs zusammen in Kiryat Tivon.

Die Hitze hat mich erst mal so fertig gemacht, dass ich sehr früh schlafen gegangen bin. Am nächsten Tag wurde uns dann direkt das Projekt vorgestellt und wir hatten den ersten Kontakt mit den Members (Die Bewohner des Dorfs werden hier so genannt). Diese waren direkt sehr interessiert und einigen können sogar englisch und teilweise deutsch sprechen. Mit allen Anderen, die nur hebräisch sprechen, kann man sich zwar schwerer verständigen aber mit ein bisschen Geduld geht es und außerdem helfen sie einem hebräisch Stück für Stück zu lernen, auch wenn es nicht so einfach ist.

Wir sind hier zwölf Volontäre aus ganz Deutschland und acht aus Israel, die allerdings im Projekt wohnen. Bei unserer Ankunft waren wir noch nicht ganz komplett. Mit den anwesenden Freiwilligen haben wir dann schon am zweiten Tag einen Ausflug ans Meer gemacht und dort auch übernachtet.

Getoppt wurde das noch von einem Ausflug in die Golan Höhen, wo wir eine Wanderung teilweise durch den Jordan unternahmen.





Am Ende der Wanderung konnten wir noch schwimmen, was bei der Hitze wirklich gut getan hat. Zurück nach Kiryat Tivon sind wir getrampt, was ich so noch nie gemacht habe, hier in Israel aber ganz normal ist. Über einige Umwege haben es dann auch alle wieder zurück geschafft.

Am  Montag haben wir im Kfar dann vorzeitig Rosh ha-Schana gefeiert. Das ist das jüdische Neujahr welches zufälliger Weise genau auf meinen Geburtstag fiel und ich somit am ersten Tag des Jahres 5774 (jüd. Kalender) Geburtstag hatte. Tradition zu Rosh ha- Schana ist es, ein Stück Apfel in Honig zu tauchen und zu essen, um ein süßes, neues Jahr zu haben. Den Geburtstag verbrachte ich mit einigen Volontären aus dem Kfar und den restlichen Ekir-Freiwilligen in Tel-Aviv am Strand. Übernachtet haben wir in der WG von Jule und Judith (zwei Ekir Freiwillige) die ihr Projekt im Großraum Tel-Aviv haben.

Seit heute arbeite ich wieder und mich möglichst gut ins Kfar einzuleben, was mir bisher echt leicht gemacht wird, da Member wie Freiwillige sehr freundlich sind. Die nächsten Tage werde ich mit den Membern im Garten und der Pinat Chai (Pflegen von Tieren) arbeiten und bestimmt vieles neues zu berichten haben.

Ich versuche mich mindestens einmal die Woche zu melden, kann aber nichts versprechen ;)

Shalom

euer Roman