Samstag, 26. Oktober 2013

Ein Tag in Kfar Tikva

Der Tag beginnt meistens um 7 Uhr und einem verschlafenem Gang von meiner Wohnung in Richtung in Richtung Transitstation, von wo uns ein Kleinbus aus dem Ort (Kiryat Tiv'on) ins nahe gelegene Kfar Tikva bringt. Wenn man den Weg hoch in Richtung des Dorfes fährt, sieht man wie die Sonne im nebligen Tal langsam aufgeht. Mit all den grünen Flächen und Palmen erinnert mich das Dorf irgendwie an eine Ferienanlage.
Dort angekommen arbeiten Markus, Maite Rebekka und ich mit einigen Membern im Garten. Da wir anders als die anderen Workshops (Streichelzoo, Filz, Keramik etc.) nur selten einen Workshopleiter bei uns haben, können wir spontan und frei entscheiden, was wir mit den Membern unternehmen (z.B. mal improvisiertes Bowlen oder Pitas backen). Meistens halten wir allerdings die Anlage so gut es geht sauber und pflanzen neue Pflanzen ein.
Um 11.30 Uhr sind wir dann fertig und gehen essen. Die israelische Kantine steht der deutschen in nichts nach und kann nicht unbedingt als besonders lecker bezeichnet werden, aber besser als nichts.

Ab 12 Uhr beginnt dann das Nachmittagsprogramm, welches jeden Tag individuell ist. Manchmal Sprachunterricht, dann gehe ich zu meinen personal Members und lass mich in Rekordzeit im Schach abziehen (das schnellste war bisher 15 Minuten). Dazu muss gesagt werden, dass derjenige (Gerschon) früher ein Buch übers Schachspielen geschrieben hat und daher nicht ganz ungeübt ist. Wenn ich dann mal wieder verliere sagt er mir, dass er mir mal zeigen wird wie es richtig geht, wodurch ich endgültig weiß, kein ebenbürtiger Gegner zu sein.
Ansonsten gibt es noch andere Aktivitäten, wie Cafe, Sport AGs oder Fahrten zu einem Falafel Imbiss, die sehr beliebt sind. Die Member sind also immer sehr aktiv und freuen sich über fast jede Aktivität.

So zwischen zwei und fünf Uhr (immer unterschiedlich) ist dann meistens Schluss und der Transitbus nimmt uns wieder mit nach Kiryat Tiv'on.

Einen typischen Tag in meinem Projekt zu beschreiben ist also gar nicht so einfach. Manche Tage sind super andere chaotisch. Man hat immer andere Aufgaben, die einen auch manchmal verzweifeln lassen ( wenn man allein mit Membern zur Routine ins Krankenhaus muss und nichts auf englisch ausgeschildert ist geschweige denn jemand englisch spricht). In jedem Fall wird es nicht langweilig und daher bin ich froh hier zu sein.




Montag, 14. Oktober 2013

In D Negev

Es ist schon länger her, dass ich das letzte mal etwas über Israel geschrieben habe. Schuld daran ist der Shabbat-Service, den jeder Freiwilliger ca. alle 6 Wochen machen muss. Somit fiel das Wochenende flach und ich war jeden Tag im Kfar. Dort arbeite ich ab jetzt jeden Vormittag mit 10 Membern und den drei Volontären Rebekka, Maite und Markus im Garten. Ich bin froh in diesen Workshop gekommen zu sein, weil die dort arbeitenden Member sehr interessant sind und auch durchaus bereit sind zu arbeiten, sodass man sie nicht ständig motivieren muss. Außerdem wurden mir letzte Woche zwei Member zugeteilt, die ich nachmittags persönlich betreue. Beide sind sehr intelligent haben allerdings Depressionen. Die Socialworker haben mir empfohlen mit ihnen zum Beispiel Schach zu spielen, auch wenn das eher für mich deprimierend werden könnte, da sie bisher so gut wie alle Vorgänger geschlagen haben. Aber ein bisschen Herausforderung ist nicht schlecht.

Blick vom Kfar ins Tal






Dieses Wochenende hatten Malin, Theresia, Rebekka und ich uns dann vorgenommen weg zu gehen und sind in die Negev Wüste zum ''In D Negev'' Festival gefahren. Wo genau das war weiß ich gar nicht , weil wir spät abends mit dem Bus ankamen, doch es muss in der Nähe von Be'er sheva gewesen sein. Dort blieben wir von Donnerstag Abend bis Samstag Nachmittag. Musikalisch hatte das Festival für die ca. 5000 Menschen einiges unterschiedliches zu bieten. Am Freitag kamen dann noch eine israelische Freiwillige und ihre Freundin Noa dazu.
Die Stimmung auf dem Wüstengelände war ganz anders als man es von Festivals kennt. Alle sehr entspannt und auch viele Künstler.
 
Nach drei Tagen und etlichen Musikrichtungen, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass es sie gibt, sind Theresia, Rebekka zurück Richtung Haifa, während Noa Malin und mich zu sich nach Arad einlud, da wir einen weiteren Tag dort bleiben konnten (Wir hatten Arbeitstage getauscht). Arad ist eine relativ kleine Stadt etwa 30 Kilometer westlich vom toten Meer. Der Weg dorthin war durchaus beschwerlich und hat lange gedauert, weil wir mit vollen Rucksäcken getrampt sind.
Samstag abends in Arad angekommen haben wir in einem typischen schwarzwälderischen Haus am Rand der Wüste gewohnt (ich weiß hört sich unlogisch an). Später wurde klar, dass es eigentlich einer Deutschen gehörte, die wohl etwas Heimat nach Israel bringen wollte. Die Mitbewohner von Noa haben uns sehr herzlich begrüßt und mit Essen versorgt. Die meisten spielen in einer Band und es war sehr beeindruckend zu sehen wie sie für ihre Musik leben.

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich alle zusammen zum toten Meer, waren dann aber zu müde um früh aufzustehen. Die Alternative, die sich auch sehr gelohnt war ein sehr schöner Aussichtspunkt, den sie uns zeigten, von dem man bis zu den Bergen in Jordanien sehen kann. Als wir uns dann nachmittags verabschiedeten sagten sie uns wir sollen bald wieder kommen und ich bin sicher das werden wir, denn irgendwie hat es was. Das Schwarzwaldhaus am Rand der Wüste.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Alles Zufall

Die Grenzpolizistin guckt mich durch das Fenster des Autos an als hätte ich sie nicht mehr alle. Wir (5 Volontäre) und ich sind an der Grenze zur Westbank und ich habe ein Problem. Ich habe keinen Pass. Auf Jeden fall nicht dabei und meine Kopie scheint mir nicht zu helfen. Das Auto, in dem wir sitzen gehört einem älteren Mann, der ebenfalls in die Westbank will und uns freundlicher Weise mit genommen hat. Doch jetzt guckt auch er mich mit einem Blick an der mir sagen soll ''Was machst du eigentlich?'' Weil er keine englisch versteht denkt er vielleicht ich hätte irgendwelche Drogen dabei oder werde von der Polizei gesucht. Er ist schließlich sichtlich erleichtert als ich genervt aussteige und mit Malin (auch keinen Pass dabei) irgendwo mitten im Niemandsland stehe und wir nicht wissen was wir machen sollen.

Dass wir den Pass nicht bei uns hatten, war dieses Mal nicht eigene Blödheit sondern eher ein blöder Zufall. Der Pass war zu der Zeit in Haifa, da unser Projektleiter die Jahresvisa beantragte. Uns sagte er wir könnten problemlos mit der Kopie rüber, was auch meistens klappt. Naja vielleicht war die Polizistin einfach schlecht drauf.

Malin und ich sind dann ein Stück zurück gefahren und haben einfach mal einen Bus nach Nazareth genommen, weil es noch recht früh war und wir irgendwas unternehmen wollten Ohne zu wissen wo wir hin müssen und nach langem herumfragen, haben wir uns dann in irgendein Hostel verlaufen, obwohl wir zuerst eigentlich in ein anderes wollten. Zufällig war dieses jedoch billiger und sah sehr einladend.
Am nächsten morgen haben wir auf das Drängen des Hostelbesitzers, der uns die ganze Zeit mit Obst und Tee versorgt hat, eine Stadterkundung der speziellen Art gemacht. Der englische Journalist Jonathan Cook, der seit 12 Jahren in Israel lebt, hat uns am Beispiel Nazareths einiges zum Konflikt zwischen Juden und Arabern erklärt. Nazareth ist nämlich anders als man vielleicht denkt komplett arabisch(muslimische und christliche). Ein Beispiel ist, dass die Tourismusbranche in Nazareth so klein wie möglich gehalten wurde und Touristen nur mit Bussen anreisen sollten und in anderen Städten schlafen sollten. In dieser Hinsicht findet gerade ein Wandel statt und so waren wir ein Wochenende zufällig in einer Stadt, die nicht so von Touristen überrannt ist und wo die Einwohner sehr bemüht um diejenigen sind, die sie besuchen.
Dafür dass unser 3 Tage Trip (Ja wir hatten schon wieder Feiertag: Sukkot) etwas stockend begann, hat sich doch alles gut ergeben und wir haben viel erlebt in Nazareth. In Israel, so habe ich das Gefühl, kommt es halt immer anders als geplant und daher lohnt es sich meistens gar nicht genau zu planen. Der Zufall entscheidet oftmals ;)






Blick aus dem Hostel