Sonntag, 8. Juni 2014

Reise Reise

Dritter Rundbrief von Roman Lay Mai 2014


Reise Reise


Es ist bereits Mai und schon in drei Monaten werde ich wieder nach Deutschland zurückkehren. Seit Februar ist wieder einiges passiert und da es für diesen Rundbrief keine Vorgaben im thematischen Bereich gab, schreibe ich dieses Mal über die Ereignisse, seit Februar und meiner Reise nach Jordanien, die ich letzten Monat gemacht habe.
In den letzten Monaten gab es wieder einige Feiertage. Zuerst Purim, was mit dem rheinischen Karneval vergleichbar ist, auch wenn es für die meisten nicht so wichtig ist, wie für die Rheinländer. Kurz darauf folgte Passah, welches an den Auszug aus Ägypten erinnert. In dieser Zeit gibt es eine Woche keine Lebensmittel, die Hefe enthalten, zu kaufen. Diese Lebensmittel werden dann alle abgedeckt, sodass der Supermarkt recht leer wirkte Der Grund dafür ist, dass das befreite Volk vierzig Jahre durch die Wüste irrte, ehe es im heiligen Land ankam. Während dieser Zeit mussten sie Brote etc. ohne Hefe backen. Es ist zwar nicht verboten für Supermärkte sich an die Regelung zu halten, allerdings dürfen sie sich dann nicht mehr als kosher bezeichnen, was schlecht für das Geschäft wäre. Also halten sich lediglich die arabischen Supermärkte nicht. Und da es für religiöse Juden auch verboten ist im Besitz von Hefeprodukten zu sein und Israel ein jüdischer Staat ist, werden sämtliche Brotvorräte etc. im Wert von Milliarden Schekel an einen bestimmten Araber übertragen, der sie nach der Woche wieder an den Staat überträgt . Dieser Mann, der das nun schon seit mehreren Jahren macht, ist für eine Woche also einer der reichsten Menschen Israels.
Zum Ende des Festes, gibt es ein großes Festessen, welches im großen Kreis gefeiert wird. Ich wurde mit einigen anderen Freiwilligen von meiner Workshop Leiterin eingeladen. Es ist in etwa vergleichbar mit dem Weihnachtsessen und war dementsprechend ein Highlight, weil es zu den wenigen Anlässen gehört, bei denen das Essen wirklich sehr gut ist.
Letztens dann fand der Jom haShoah statt, welcher an die Opfer des Holocausts und an die Ghetto-Widerstandskämpfer erinnert. An diesem Tag erklingen landesweit zur selben Zeit Sirenen und alle Menschen bleiben für eine Minute stehen und gedenken der Opfer. Es ist dann durchaus komisch, denn in der Holocaust Gedenkstätte YadvaShem sind alle Berichte etc. auf Deutsch und auch ein Stück der abgebrannten Aachener Synagoge ist zu sehen. Doch anders als gedacht sind die Leute sehr froh darüber, dass die deutschen Freiwilligen da sind und mit ihnen gedenken. Generell sind die Nationalfeiertage etwas anders als in Deutschland, denn sie werden sehr viel intensiver und gemeinschaftlicher gefeiert.



türkisches Bad in Amman
King Abdallah Moschee
Doch auch neben den Feiertagen ist einiges passiert. Ende April bin ich mit Tobi, einem Mitfreiwilligen nach Jordanien für eine Woche in den Urlaub gefahren. Jordanien ist momentan mit Ägypten das einzige Nachbarland mit offenen Grenzen zu Israel. Allerdings wird es einem durch diverse Visa und Rückreisevisa, die alle viel kosten, nicht gerade schmackhaft gemacht über die Grenze zu fahren. Von Nazareth aus gibt es einen Bus nach Amman, die Hauptstadt Jordaniens. Am Grenzübergang standen wir allerdings circa zwei Stunden und unsere Pässe wurden insgesamt sieben Mal kontrolliert, wodurch später eine Runde entspannen im türkischen Bad nötig wurde. Das Ganze wirkt dann etwas übertrieben, wenn man vorher den deutsch-niederländischen Grenzübergang gewohnt war. In Amman angekommen konnten wir uns erst mal über die billigen Preise freuen.
Amman






Petra



Petra
Die halbstündige Fahrt zum Hostel kostete fünf Euro und eine Falafel nur 20 Cent. Amman selber ist eine typische eng bebaute, arabische Stadt. In etwa so wie man sich typischer Weise eine nahöstliche quirlige Stadt vorstellt. Nach zwei Tagen Amman mit Besichtigung der King Abdullah Moschee ging es weiter nach Petra, die Felsschlucht Stadt der Nabatäer, welche eines der sieben Weltwunder der Moderne ist. Zum Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss ich sagen, dass ich nie ganz sicher war ob es einen Bus gibt und wann er kommen könnte. Schlussendlich hatten wir aber immer noch Glück und so kamen wir auch in Petra an, bzw. in dem Ort neben an, welcher nur durch den Andrang von Touristen entstanden ist. Leider kostet es mittlerweile 50 Euro Eintritt. Es lohnt sich zwar immer noch, aber man kommt sich etwas dumm vor weil bis vor 2/3 Jahren alles umsonst war. Wir sind dann zwei Tage dort geblieben was sich definitiv lohnt, da die Schluchten endlos lang sind und für einen Tag viel zu viel. Man kennt einige Gebäude vielleicht schon von Bildern oder aus Filmen (z.B. Indiana Jones), aber durch die engen Schluchten zu laufen und dann diesen riesigen Schatztempel zu sehen ist nochmal was ganz anderes und wirklich beeindruckend.


Wadi Rum
 Kurz vor Ende der Reise haben wir noch eine Jeep Tour durch das Wadi Rum gemacht.Die Region ist bekannt für seinen roten Wüstensand. Dazwischen sind riesige Felsen, die hunderte Meter steil hinunter ragen, wodurch es aussieht als wäre man in mitten eines roten Sees, der durch riesige Felsen durchzogen wird. Im Nachhinein war ich froh eine Jeep- und keine Kameltour gebucht zu haben, da es angenehmere Sachen gibt als 8 Stunden auf einem Kamel zu sitzen. Die Tor wurde von Beduinen geleitet. Dies ist das traditionelle Nomadenvolk im nahen Osten. Einige leben immer noch als Nomaden, die meisten sind allerdings sesshaft geworden. Übernachtet haben wir dann auch in einem Beduinencamp, was sich sehr touristisch anhört, aber ganz cool war. Dort gab es traditionelles Essen und vieles mehr.

Am nächsten morgen ging es dann weiter nach Aqaba, die einzige Küstenstadt Jordaniens am roten Meer. Dort war aber alles so überfüllt, dass wir direkt rüber nach Eilat (Israel) gegangen sind. Am Grenzübergang, an dem man ausnahmsweise zu Fuß rüber konnte, gab es außer den üblichen Abzockgebühren eine neutrale Zone zwischen dem jordanischen und israelischen Checkpoint. Etwa hundert Meter musste man über eine leer Straße gehen. Das hat mich dann irgendwie an einen Gefangenenaustausch aus einem schlechten Film erinnert.
Wadi Rum
In Eilat angekommen war ich erst einmal überrascht. Ich kam mir vor wie in einer ganz anderen Welt. Überall moderne Läden, Bars etc. Auch die Menschen waren alle ganz anders gekleidet (hatten viel weniger an).und viel mehr Frauen auf den Straßen. Es war als wäre man von Jordanien direkt nach Mallorca gekommen. Da ist mir dann erst bewusst geworden was für ein riesiger Unterschied zwischen dem traditionellen, nahöstlichen Jordanien und dem sehr amerikanischen Israel liegt.
Wadi Rum
Nach einer langen Fahrt in den Norden waren wir dann endlich wieder zuhause. Mit einer Menge neuer Erfahrungen von einem Land, dass klischeehafter den nahen Osten nicht hätte repräsentieren können. Es war auf jeden Fall eine Reise wert nicht allein weil die arabische Kultur nicht weniger interessant ist als die jüdische. Also immer eine Reise wert ;)
Also bis zum nächsten Rundbrief

Lehitraot und salam aleikum

euer
Roman




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